Wie werden Autobahnen gesichert?
Kein Straßentyp ist so sicher wie Autobahnen. Das ergibt der jährlich veröffentlichte „Road Safety Report“ der OECD. Und dies, obwohl Autobahnen die Straßen mit den meisten Spuren, der höchsten gefahrenen Geschwindigkeit und der größten Fahrzeuganzahl sind. Über den Bonner „Tausendfüßler“ fahren pro Tag rund 90.000 Fahrzeuge.
Einen wichtigen Beitrag zur Sicherheit auf Autobahnen liefern Leitelemente, Rückhaltesysteme wie Schutzplanken oder Seitenstreifen. Dieser Artikel erläutert kurz und knapp, wie sie funktionieren und warum sie sich von Autobahn zu Autobahn unterscheiden. Zudem wird auch erklärt, welche Sicherheitssysteme zur Anwendung kommen.
Sicherheit ist Standard – überall
Grundsätzlich gilt: Für alle Autobahnen gibt es die gleichen Regeln. Es gibt also keine doppelten Standards, jedoch unterschiedliche Anforderungen. Zum Beispiel bei Fahrzeugrückhaltesystemen – oft Leit- oder Schutzplanken genannt. Welche Anforderungen diese Systeme wann erfüllen müssen, wird in Deutschland mit einem technischen Regelwerk eindeutig definiert: den sogenannten Richtlinien für passiven Schutz an Straßen durch Fahrzeug-Rückhaltesysteme. Oder kürzer: RPS.
So gibt es für Fahrzeugrückhaltesysteme verschiedene „Aufhaltestufen“, die je nach Beschaffenheit der Autobahn definieren, welche Anforderung die Systeme erfüllen müssen. Welche Rückhaltesysteme letztlich eingebaut werden, entscheidet eine Ausschreibung. Darin wird die erforderliche „Aufhaltestufe“ von den Fachplanerinnen und -planern festgelegt. Der Beauftragte, der durch die Ausschreibung hervorgeht, muss nun ein entsprechendes Rückhaltesystem errichten, welches die Anforderungen der Aufhaltestufe erfüllt. Das kann gegebenenfalls auch ein System aus Beton sein. Diese haben den Vorteil, dass sie LKW effektiver zurückhalten können als eine Schutzplanke aus Stahl. Letztere hat wiederum den Vorteil, dass sie nachgibt und kinetische Energie aufnehmen kann. Die Bundesanstalt für Straßenwesen vergleicht deshalb moderne Stahl- und Betonsysteme in einer noch laufenden Studie miteinander, um die Sicherheit auf Autobahnen weiter erhöhen zu können.
Passgenaue Sicherheit
Die unterschiedlichen Anforderungen der Aufhaltestufen haben zum Beispiel zur Folge, dass an besonders gefährlichen Stellen, wie auf Brücken, sogenannte Super-Rails eingebaut werden. Diese sind deutlich größer als normale Schutzplanken und aufwendiger befestigt. Bei „normalen“ Straßen genügt wiederum eine einfache Schutzplanke. An Brücken werden zusätzlich Stahlseile in die „Geländer“ eingezogen, die auch voll beladene LKW auffangen können.
Ebenfalls je nach Anforderung unterschiedlich sind Elemente, die Autofahrerinnen und -fahrer leiten sollen. Das können einfache Leitpfosten sein, aber auch Leitbaken an Baustellen oder farbige Leitelemente, zum Beispiel in engen Kurven.
Was auf allen Autobahnen gleich ist: Aus Sicherheitsgründen muss es einen Seitenstreifen geben. Dort können Autofahrer sicher halten. Dadurch werden Staus durch liegengebliebene Wagen – eine Unfallgefahr – vermieden. Dennoch gibt es in Deutschland noch Autobahnen ohne Seitenstreifen. Meistens liegt das daran, dass es sich bei der betreffenden Autobahn um eine umgewidmete Bundesstraße handelt, die ursprünglich über keinen Seitenstreifen verfügte. Das ist zum Beispiel beim Bonner „Tausendfüßler“ der Fall, der Teil der Bundesstraße 9 war oder bei der Friedrich-Ebert-Brücke im Bonner Norden, die Teil der B56n war. Werden größere Arbeiten an der Autobahn notwendig – zum Beispiel ein Ausbau – muss ein Seitenstreifen nachträglich errichtet werden.
Die Autobahn – der sicherste Straßentyp in Deutschland
Unter anderem dank solcher Sicherheitssysteme sind Autobahnen der sicherste Straßentyp in Deutschland. Laut der OECD ist das Risiko zu sterben auf Autobahnen bis zu sechsmal kleiner als auf anderen Straßen – das gilt weltweit.
Laut dem Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur sind Landstraßen – insbesondere außerhalb von Ortschaften – die gefährlichsten Straßentypen. Doch eine gute Infrastruktur an den Straßen ist nur ein Faktor, um die Sicherheit auf Autobahnen und den Straßen allgemein zu erhöhen. Neben Infrastruktur und Fahrzeugtechnik ist der Mensch noch immer der zentrale Faktor. Deshalb gilt: aufmerksam und vorausschauend fahren!